Gobis Welt

..... eine Art Selbstbausatz...

das Folgende stellt eine lose Gedankensammlung dar- Themen, die mir immer wieder durch den Kopf schwirren:

Ich kam 1986 nach Berlin Kreuzberg mit weiter nichts im Gepäck als einem schrottreifen Schlagzeug.
Ich hatte mich an der HdK beworben und wurde abgelehnt, so nahmen die Dinge ihren Lauf... ich fing an, mir meine Werkstatt zusammen zu sammeln, ich fing an mich für Metall zu interessieren.

Kreuzberg 36 war früher ein Bezirk mit viel Metallindustrie, ich hatte weiter nichts zu tun als die Hinterhöfe mit meinem Bollerwagen abzulaufen und einzusammeln, was da so "rum lag".
Bald lernte ich Rico kennen, einen Kellerschrauber den ich noch heute voller Erfurcht meinen Meister nenne - für mein Gefühl würde ohne Riko Kreuzberg gar nicht funktionieren! Er beantwortete geduldig alle meine Fragen, und half mir bei noch so absurden Projekten auf die Sprünge, so lernte ich langsam, was ich heute kann. Er steckte mir immer allerhand Werzeug zu.

So kommt es, das ich heute eine Werkstatt habe, die aus uralten Maschinen von der Jahrhundertwende bis in die 60er Jahre besteht und eigentlich immer alle Besucher glauben, ich hätte die irgendwie gerbt ;)

Im Lauf der Jahre wurde aus dem Atelier mein Broterwerb.

Konzept

Geld verdienen ist die eine Sache und natürlich komme auch nicht nicht ohne Geld aus.
Aber warum arbeiten, um Geld zu verdienen, um sich dann was zu kaufen? - Wenn man sichs auch gleich selbst bauen kann!?
Produktionsmittel sind hierzulande vergleichsweise leicht zu beschaffen, Material liegt oft genug im wahrsten Sinne des Wortes auf der Straße, Flohmarkt, Sperrmüllsammelstellen..... Ein herzliches Dankeschön an unsere Überflussgesellschaft. Alles andere kann und muss man eben kaufen.

Allerdings wird mir meine Arbeit im Lauf der Jahre immer madiger:
Was ist eigentlich schief gegangen in einer Gesellschaft, in der ich mir wie ein Dummkopf vorkommen muss, weil ich mit "ehrlicher" Arbeit mein Leben bestreite?
Ausbeuter, "Superstars", Gauner und Schlitzohren sahnen bequem die große Kohle ab und die heimliche Anerkennung, daß das "erfolgreich sein" bedeutet, ist ihnen gewiss.

Was an Konsumgütern erworben wird, ist in der Regel (und im doppelten Wortsinn) zu billig.
Zum einen wird größtenteils unsäglicher Ramsch verkauft der ( garantiert vorsätzlich) nicht lange genug hält. DAS macht den Kram so billig - zum zweiten kann man sicher davon ausgehen, das irgendwer, vermutlich am anderen Ende der Welt, für den Ramsch leiden muss und gnadenlos ausgebeutet wird - von der Natur ganz zu schweigen. Oder glauben sie im Ernst, die Schuhe für 12.99 könnten anders hergestellt und nach Deutschland transportiert werden und dann dem Schuhgeschäft noch Gewinn bringen?

Noch krasser formuliert: Man muss sich der Tatsache stellen, daß der grenzenlose Konsum bald zu Ende sein wird und wir einiges bescheidener leben müssen. Jedenfalls wenn wir möchten, daß alle Menschen der Welt menschenwürdig leben können. Um diese bittere Wahrheit wird sich hier so lange herumgemogelt, bis der ganze Laden zusammenbricht.

Kenntnisse sind weit mühsamer zu erwerben, wohl dem , der seinen Meister findet - wie ich, oben erwähnt. Bücher helfen und wer kritisch das Netz durchforstet, kann auch da erstaunliches finden. Ich habe als Autodidakt angefangen und mich mit meiner Bessessenheit, möglichst ALLES zu können auf den jetzigen Stand gebracht. Und "alles" meint, von der Kunst her kommend, malen, zeichnen, Bilhauerei - den ganzen Metallbereich - schweißen, drehen, schmieden.... Dazwischen alles was mir nützt meine Projekte durchzuziehen - Holzbearbeitung, schneidern, Elektrotechnik, Abgüsse herstellen, Html, Bildbearbeitung usw. usw. Ich sage nicht, daß ich das alles gut kann, aber mindestens rudimentär und interessant ist das alles allemal!

Kommen wir zur Zeit: Ich werde oft gefragt: "hat das nicht unglaublich lange gedauert?"
Na und? Solange ich nicht für jemand anderen arbeite, kann die Stechuhr ausbleiben. Ich hab mit meiner Zeit gar nichts besseres vor, als mir meine Träume zu erfüllen und meine Kenntnisse zu erweitern.
Unten ein paar exemplarische Beispiele.

Geld verdienen

Für mich persönlich funktioniert das Konzept des Stundenlohns nicht besonders.
Eine Stunde kann verdammt kurz sein, wenn was schief läuft, mein Werkzeug kaputt geht oder sonstige Eigenartigkeiten auftreten - halte ich dann die Uhr an? Stelle ich meinen Kunden mehr in Rechnung, weil ich in einer Sache nicht so geübt bin?
Das haut für mich nicht hin. Ich kalkuliere mit "Tagwerken", weil ich mittlerweile relativ genau einschätzen kann, was ich an einem Tag schaffe - wenns gut läuft ist der Tag kürzer, wenn nicht eben länger.


Gutes Gelingen

Im Handwerk gibt es immer den Effekt, daß einem Sachen erstaunlich glatt von der Hand gehen (und es gibt kaum ein besseres Gefühl, als daß jeder Griff sitzt), mit anderen quält man sich endlos rum.
Zum guten Gelingen folgende Gedanken:

-Gestalten: Was ist die richtige Form? Oft die einfachste, was nicht unbedingt heisst die am einfachsten zu findende. Was muss das Teil leisten, wonach soll es aussehen? Welche Epoche, welchen Stil repräsentiert es? Was ist machbar, was wurde schon gemacht und wie und warum? Es gibt in der Geschichte der Formgebung einen direkten Zusammenhang zu den Möglichkeiten zur Herstellung, auch wenn das sicher nicht der einzige Aspekt ist.

-Vorstellung: Ich muss erkennen, was an einem Werkstück wichtig ist und was nicht. Ich kann im Geiste durch das Teil fliegen und sehe mir alle möglichen Stellen an. Es dauert manchmal bis zu 2 Tage, bis sich alle Details vor meinem geistigen Auge entwickeln, so ähnlich wie beim rendern einer Computersimulation. Dann erkenne ich, wo und wie alle Teile zusammenpassen müssen, wo man sie berbeiten muss und auch hier wieder, worauf es ankommt und worauf nicht.
Wenn dieser "Rundflug" nicht gelingt, muss die Sache nicht zwangsweise in die Hose gehen, aber das Projekt ist gefährdet.....

-Erfahrung: Üben, üben, üben...... denn genau die Erfahrung z.B. mit dem Material um zu gehen läss sich schlecht vermitteln oder erklären. Wenn ich ein Blech verformen will, kann ich zwar erklären, wo es gestreckt und wo es gestaucht werden muß, wie fest die einzelnen Hammerschläge sein müssen, daß muß man fühlen.

-Messen: Messen ist immer (je genauer man hinsieht) ungenau. Die Frage ist doch, wie genau muss es sein und an welcher Stelle? Was muss ich messen, wo lässt es sich vermeiden. Hört sich banal an, kann aber viel Arbeit ersparen und zu besseren Resultaten füren.

Inzwischen bekomme ich immer häufiger Anfragen zu Objketen, die im Computer entworfen sind, vom Design oft etwas "klingonenhaft" und sicher für einen Planet mit deutlich kleinerer Schwerkraft geeignet.
Ich möchte niemanden zu nahe treten, aber die Form der Dinge, die uns so umgeben hat oft ihren Grund in dem, was Material leisten kann, was Statik hergibt, was vom Herstellungsaufwand vertretbar ist usw. Wer diese Grenzen überschreiten will, sollte sich dessen bewussst sein und die Erfahrung mitbringen, an welcher Grenz man da kratzt. Daran scheitern meiner Meinung nach viele junge Designer, entwerfen kann man im Computer die unglaublichsten Sachen, die Realitiäten sollten man vorher beachten.
Daran wird auch der 3D Drucker nichts ändern!

Sehr gut! Audrucken und aushängen!


Mein leidiges Thema: Parodontose (extra Seite)


Reparatur eines RELLOG Tonabnehmers


Selbstbau Projekte:

Effektgeräte

20015/16: Synchron zur Modifikation des Böhmaten wieder angefangen Gitarre zu spielen und mich mit Elketronik zu beschäftigen - direkt bricht der Effektgerätwahnsinn los:
Geräte, Geräte, Geräte


Resonatorgitarre

Eigenbau aus Stahlblech, bis auf den Resonator und den Hals (den habe ich mir dann doch machen lassen) Angefangen vor 12 Jahren, dann kam allerhand dazwischen - vor kurzem fertiggestellt, und was soll ich sagen: wenn ich nur so gut spielen könnte, wie sie klingt!
Hans Rohe kann's


Winterprojekt 2011/12

Ich wollte endlich mal einen schönen Plattenspieler haben. Ein hübsches ELAC Chassis gefunden, dann die ganze Geometrie überprüft und leicht berichtig, Gegengewicht am Tonarm angebracht und ein moderes System so zugeschnitzt, daß es rein passte. Eine Menge getüftel den lauten Antrieb so gut es geht zu beruhigen... Final den Motor com Chassis getrennt. Mächtig viel Aufwand, einen Schreibmaschinenkoffer verbreitert, so daß der Dreher reinpasste. Kräusellack und biegen des Acrylglases waren auch noch mal eine Herausforderung, ich war schon leicht am verzweifeln... Aber er spielt und er spielt fein!
Details


Der "Hobo"

Der Besitzerstolz ist unübersehbar..... An dieser EMW laboriere ich schon seit Jahren, letzen Winter dann nochmal ein kompletter und radikaler Neuaufbau in meinem Sinne.... Da ist fast kein Teil mehr dran, das ich nicht überarbeitet hätte. Der "Rennmotor" ist in Arbeit...


Das "Monster"

Dieses Projekt hat mich wirklich an meine Grenzen gebracht. Falls jemand den kompletten Leidensweg nachlesen möchte, hier das Online-Tagebuch